Richtlinien für Business Intelligence Dashboards
von Mattis Busse und Niklas Zahn

3. Forschungsmethode



In diesem Kapitel wird ein Überblick über den aktuellen Stand der Forschung im Bereich Dashboard Design anhand der Vorgehensweise eines „Literature Review“ nach Webster und Watson gegeben. Zunächst wird die Vorgehensweise nach Webster und Watson beschrieben. Anschließend wird die Identifizierung und Erarbeitung von relevanter Literatur durchgeführt und in einer Konzeptmatrix dargestellt.

 

3.1 Vorgehensweise nach Webster und Watson

Webster und Watson beschreiben in ihrem Artikel „ Analyzing the Past to Prepare fort he Future: Writing a Literature Review”, inwiefern Literatur zu überprüfen und bewerten ist, um Forschungslücken zu erarbeiten (Webster und Watson, 2002, s. xiii).
Zunächst beschreiben sie die Lage der Forschung im Bereich IS. Es gibt im Vergleich zu anderen Forschungsfeldern eher wenig Artikel zur Literaturüberprüfung, gerechtfertigt durch das junge Alter der IS Forschung.  Danach geben sie Richtlinien zur korrekten Erstellung eines Überprüfungsartikels wieder.

Schritt 1: Erkennen/ Identifizieren der relevanten Literatur

Das Identifizieren von relevanter Literatur ist der Grundstein für eine jede Literaturüberprüfung. Die gesammelten Artikel müssen das betrachtete Forschungsthema vollständig und qualitativ abbilden. Demnach soll die Suche nicht auf ein bestimmtes Journal, eine geographische Zone oder eine Forschungsmethode beschränkt werden. Außerdem sollte eine Literaturüberprüfung anhand von Konzepten aufgebaut werden und einem strukturiertem Ablauf folgen (Webster und Watson, 2002 s. xv-xvi). Zuerst werde also nach relevanten Artikeln in führenden Fachmagazinen gesucht. Diese dienen dann als Ausgangspunkt für „Backward/Forward Search“. „Backward Search“ ist dabei die Suche nach weiterer relevanter Literatur aus den zitierten Quellen des betrachteten Artikels. „Forward Search“ ist die Suche nach Literatur, die den vorliegenden Artikel zitieren, indem der Artikel über das „Web of Science“(www.webofscience.com) gesucht wird. Durch diese Vorgehensweise soll sichergestellt werden, dass die relevante Literatur möglichst vollständig mit in die Literaturanalyse einfließen kann (Webster und Watson, 2002 s.xvi).

Schritt 2: Strukturieren der Überprüfung

Nun soll die ausgewählte Literatur logisch analysiert werden. Dies geschieht konzept- und nicht autor-bezogen, da der Überprüfungsartikel auf Ideen und Konzepten und nicht auf Personen beruhen soll. Das Erkennen von Forschungslücken, das Fehlen von essentiellen Konzepten in der Überprüfung und die Verwendung des Artikels als eine Zusammenfassung der bestehenden Literatur für weitere Forschungsartikel werden somit erleichtert. 
 

Tabelle 1: Ansätze einer Literaturüberprüfung
Quelle: Webster und Watson, 2002

Eine Konzeptmatrix, wie in Tabelle 2 dargestellt, erleichtert die Sortierung der relevanten Artikel, indem sie die Artikel nach festgelegten Variablen, Analysestufen u.Ä. kategorisiert (Webster und Watson, 2002 s. xvii-xviii).

 


Tabelle 2: Beispiel einer Konzeptmatrix
Quelle: Webster und Watson, 2002
 

Ton
Laut Webster und Watson wird der Leser durch eine Literaturüberprüfung darüber informiert, welche Bereiche des vorliegenden Themas bereits erforscht wurden. Dabei soll mit negativer Kritik sparsam vorgegangen werden. Die vorangegangene Forschung soll respektiert und als eine langsame Akkumulation von Wissen angesehen werden (Webster und Watson, 2002, s. xviii).

Zeitform
Für die Wiedergabe von Literatur bieten sich die Vergangenheitsform und die Präsensform an. Bei Egalität der Verwendung ist es empfehlenswert die Präsensform zu benutzen, da einmal festgesetzte Konzepte sich nicht mit der Zeit ändern. Außerdem werden ein Gefühl der Unmittelbarkeit und eine schnellere Verarbeitung der Inhalte ermöglicht. Die Vergangenheitsform soll bei den explizit bei den persönlichen Meinungen der Autoren angewendet werden, da diese sich mit der Zeit ändern können (siehe Webster und Watson, 2002, s.xviii).

Schritt 3: Theoretische Entwicklung eines Artikels

Webster und Watson nennen noch einmal die Ausarbeitung von Forschungslücken als Ziel eines Artikels. Sie erkennen auch, dass dies der schwierigste Bestandteil einer Literaturanalyse ist. Ein Konzeptmodel mit unterstützenden Propositionen gilt als Methodik für das Erarbeiten dieser Aufgabe (Webster und Watson, 2002, s. xix). Dabei weisen sie darauf hin, dass dieses Model und seine Propositionen nur durch die Rechtfertigung der dargelegten Beziehung zwischen den gewählten Variablen an Bedeutung gewinnen. Diese Rechtfertigung wird durch die Begründung des „Warums“, empirische Befunde aus vorangegangen Arbeiten und vorangegangen Erfahrungen herausgearbeitet. Dabei ist die logische Begründung wertvoller für die Rechtfertigung der Propositionen als Erfahrung und empirische Befunde (siehe Webster und Watson, 2002, s. xix).

Schritt 4: Evaluierung einer Theorie, Schlussfolgerungen und Diskussion

Die Autoren geben hier den Hinweis auf das Lesen der Ausarbeitung von anderen Forschern und ihrer Kommentare/Anmerkungen. „With each revision, the paper ripens. Expose your paper to the fresh air and sunshine of collegial feedback. With each discussion, new ideas emerge. The ripening process is facilitated with hard work and frequent revisions.” (Webster und Watson, 2002, s. xx)
Am Ende einer Ausführung sollten Anregungen für weitergehende Forschungsthemen und Theorien, als ein Handlungsauftrag an die Forscher des betreffenden Bereiches, gegeben werden (Webster und Watson, 2002, s.xx)

 

3.2 Vorgehensweise nach vom Brocke

In den Ausführungen von vom Brocke et al. werden ebenfalls Richtlinien für eine Literaturüberprüfung festgelegt. Diese beziehen sich allerdings mehr auf die Strenge bzw. Genauigkeit mit der der Ablauf einer Literaturüberprüfung dokumentiert werden soll. Diese Strenge schafft einen zuverlässigen und validen Suchprozess, der die Entscheidungen der Autoren bezüglich Schlüsselbegriffen, Zeitraum, zitierten Artikeln und der Anwendung von „Forward“ oder „Backward Search“ offenlegt (vom Brocke et al. 2009, S.6). Dafür wurde ein zyklisches Rahmenmodell für Literaturanalyse entwickelt.


Abbildung 3: Rahmen für eine Literaturanalyse
Quelle: vom Brocke et al., 2009


In Phase 1 wird die Tiefe der Analyse festgelegt. Hier werden 6 Charakteristika, beschrieben: Fokus, Ziele, Organisation, Perspektive, Schreibstil und Tiefe der Recherche. Fokus bezieht sich dabei darauf, welche Aspekte für den Autor der Analyse am wichtigsten sind. Ziele können das Zusammenfassen, Kritisieren oder Integrieren von Ergebnissen sein. Eine Organisation der Analyse kann z.B. über ein Konzeptmodell, wie von Webster und Watson beschrieben, geschehen. Die Perspektive wird durch gefundene Forschungslücken bestimmt und die Adressatengruppe des Artikels bestimmt den gewählten Schreibstil (vom Brocke et al. 2009). Diese Vorbereitung ist essentiell, um eine strenge Dokumentation durchführen zu können.
Als nächstes soll grob untersucht werden, welche Informationen die Literatur wiedergibt und wo potentiell Forschungslücken vorhanden sind. Dies geschieht ähnlich der Vorgehensweise von Webster und Watson, die oben schon ausführlich beschrieben ist, mit dem Zusatz einer dauerhaften Evaluation der bereits gefundenen Literatur. Dies beschreibt die dritte Phase der Literaturanalyse (vom Brocke et al. 2009, S.10f).

Abbildung 4: Ablauf einer Literatursuche
Quelle: vom Brocke et al., 2009

Vom Brocke weist dabei ausdrücklich darauf hin, dass Konferenzbeiträge ausgereiften Artikeln oft qualitativ unterlegen sind und dort Vorsicht geboten ist.
Auch Phase 4 wird bereits von Webster und Watson durch die Anwendung einer Konzeptmatrix umfassend beschrieben und wird hier nicht wiederholt. Diese Phase dient der grundlegenden Analyse und Synthese der gefundenen Literatur (vom Brocke et al. 2009). Phase 5 besteht aus dem Erstellen einer Liste mit Forschungslücken als Ergebnis der Literaturanalyse. Anhand dieser Liste kann nach einiger Zeit auch evaluiert werden, ob die Literaturanalyse aktuell ist oder sie einer Überarbeitung bedarf (vom Brocke et al. 2009, S.11).
Aus diesen Richtlinien heraus ergibt sich eine strengere Dokumentationsweise für das Schreiben von Literaturanalysen. Die daraus entstehende Transparenz des Themenfeldes anhand der Informationen über Tiefe und Qualität der Analyse erleichtert das Erstellen weiterer Beiträge (vom Brocke et al. 2009, S.12).

 

3.3 Identifikation wichtiger Literatur

Wie oben dargestellt, wurde die Vorgehensweise nach Webster und Watson für die vorliegende Literaturanalyse genutzt. Als Grundlage soll eine ausführliche Auswertung der vorhandenen Literatur vorgenommen werden, um eine vollständige Abdeckung des Forschungsgebietes zu gewährleisten. Dazu wurden zunächst die folgenden Literaturquellen auf Schlüsselwörter untersucht: AISel, Emerald Insight, IEEE Explore, JSTOR, ScienceDirekt, SpringerLink, ACM und Google Scholar. Die Ergebnisse dieser Auswertung wurden in einer Tabelle dargestellt und geben einen Überblick über den Stand der Literatur im Bereich BI Dashboards.


Tabelle 3: Suchbegriff Matrix
Quelle: eigene Illustration

 Die Tabelle zeigt die Ergebnisse zu den Suchbegriffen „Business Intelligence Dashboard“ und „Dashboard Design Guidelines“. Erste Versuche mit den Begriffen „Business Intelligence“ und „Dashboard“ waren qualitativ nicht befriedigend. Daher wurde eine Auswertung mit dem spezifischeren Schlüsselbegriff „Business Intelligence Dashboard“ durchgeführt. In den ersten Suchergebnissen wurde schnell klar, dass im Bereich BI Dashboards drei unterschiedliche Themen zu finden sind. In der Literatur wird der Aufbau einer Datenbasis für BI Anwendungen, die Verbindung der Datenbasis zur Anwendung und das Design dieser Anwendung behandelt. Diese Arbeit konzentriert sich auf das visuelle Design von BI Dashboards und stellt so sicher, dass das Thema mit erforderlicher Tiefe abgehandelt wird. Für die vorgenommene Einschränkung wurde ein zweiter Suchbegriff eingeführt, um das Betrachtungsfeld auf den gewählten Teilbereich zu verschieben. Die verwendeten Datenquellen zeichnet aus, dass sie sehr bewährt und vollständig sind. Dabei ist AISel eine Datenbank für Informationstechnologie, ACM für Computertechnologie und der Rest für ein breiteres Spektrum an Literatur. Man erkennt das insgesamt, aber besonders im Bereich der Informationstechnologie wenig Literatur zu BI Dashboards vorhanden ist.
Anschließend ist die Aktualität durch eine Kürzung des Erhebungszeitraumes erforscht worden. Es ist zu erkennen, dass BI Dashboards in der Forschung erst seit kurzer Zeit behandelt werden. Ein Großteil der Literatur wurde erst innerhalb der letzten 10 Jahre verfasst. Wann genau dieser Trend eingesetzt hat, wird in der nachfolgenden Grafik kurz dargestellt. Dabei wurden die kumulierte Anzahl der Suchergebnisse aus den Datenbanken AISel, Emerald Insight, IEEE Explore, Science Direkt und SpringerLink im Zeitraum von 2006 bis 1016 geplottet.

 


Abbildung 5: Darstellung der Suchergebnisse in ausgewählten Literaturquellen
Quelle: eigene Illustration

Zunächst erkennt man, dass bis vor dem Jahr 2006 sehr wenige Werke zu den beiden Keywords erschienen sind. Weiterhin sind die Schlüsselbegriffe „BI Dashboard“ und „Dashboard Design Guidelines“ sehr eng miteinander korreliert. Eine exponentielle Trendlinie kann die Werte beider Schlüsselbegriffe sehr gut darstellen. Es ist also davon auszugehen, dass die Forschungsleistung zu dem behandelten Thema weiterhin steigen wird. Nachdem die Ergebnisse der ersten Literatursuche ausgewertet worden sind, wurden einige Artikel zur Suche nach relevanten Quellen, die in diesen Artikel zitiert sind, verwendet. Dabei ließen sich auch Werke zu Interfacedesign finden, die als relevant eingestuft wurden. Im nächsten Schritt wurden die Konzepte der Literatur extrahiert und in einer Konzeptmatrix nach Webster und Watson dargestellt. Da in der ausgewählten Literatur unterschiedlichste Themen innerhalb der gewählten Konzepte abgehandelt sind, war eine Spezifizierung notwendig. Somit wurden Visualisierungselemente und -funktionen sowie verschiedene Dashboardarten als Konzepte festgestellt. Die verschiedenen Visualisierungselemente und -funktionen werden dabei in einigen Werken nur teilweise behandelt und sind somit zur besseren Übersicht in weitere Analysestufe unterteilt. Im letzten Schritt sind kritische Erfolgsfaktoren für das Design eines Dashboardlayout festgelegt worden.

 


Tabelle 4: Konzeptmatrix Teil 1
Quelle: eigene Illustration


Tabelle 5: Konzeptmatrix Teil 2
Quelle: eigene Illustration




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